Arbeiten Sie gern im Garten oder bauen Sie Nutzpflanzen auf Balkon bzw. Fensterbrettern an? Dann wissen Sie, wie gut Selbstgebackenes mit Zutaten aus eigenem Ertrag schmeckt. Aktuell besonders im Trend sind Keimlinge aus unterschiedlichen Pflanzenarten. Denn Sprossen selber zu ziehen ist ganz einfach, auch wenn Sie keinen grünen Daumen haben. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie es geht, was Sie dabei beachten sollten und weshalb es sich lohnt!

Was sind Sprossen und Microgreens?

Bei Sprossen handelt es sich um junge, essbare Keimpflanzen. Diese können Sie ohne großen Aufwand zu Hause in nur drei bis fünf Tagen anbauen. Hierfür verwendet man spezielle Gläser, Erde ist nicht nötig. Auch Licht brauchen sie weniger als andere Pflanzen. Ein hübscher Fleck auf Ihrer Küchenzeile ist vollkommen ausreichend.

Gehen Sie das Sprossen-selber-ziehen etwas entspannter an und ernten diese nicht schon nach kurzer Zeit, entstehen daraus sogenannte Microgreens. Von diesen sprechen wir, wenn sich am Ende der oberen Stängel bereits kleine, grüne Blättchen entwickeln. Würden Sie diese weiterwachsen lassen, entstünde daraus Blattgrün.

Warum Sprossen selber ziehen?

Wir haben bereits angedeutet, dass Sie keinen grünen Daumen benötigen, um Sprossen selber zu ziehen. Tatsächlich brauchen die Keimlinge lediglich etwas Licht, Wasser, Luft und ein Behältnis. Danach entfalten Sie je nach Sorte ihre abwechslungsreiche Geschmacksvielfalt. Von mild bis scharf ist alles dabei, weshalb sie sich als Grundlage für viele unterschiedliche Rezepte eignen. So können Sie beispielsweise Bestandteil Ihrer Salate sein, als Topping auf Suppen, Pasta und Pizza dienen oder als Beilage zu deftigen Speisen gereicht werden.

Doch warum liegen die Sprossen so hoch im Trend? Der Grund: Sie stecken voller wichtiger Nährstoffe. Dabei ist die Konzentration der enthaltenen Vitamine, Eiweiße und Mineralien fast doppelt so hoch wie in ausgewachsenen Pflanzen. Zudem sind sie deutlich besser für den menschlichen Körper verwertbar, weil sie bereits aufgeschlossen wurden. Zum Beispiel finden Sie in Alfalfa-Samen weitaus höhere Anteile an Vitamin C, E, B1 und B2 als in Kopfsalat oder Karotten. Diese entstehen unter anderem durch die Ab-, Um- und Aufbauvorgänge der in den Samen eingelagerten Stärke.

Und das Beste: Sprossen eignen sich nicht nur als hübsche Dekoration oder frische Beilage. Auch in Ihren Backwerken machen Sie sich hervorragend, besonders für Low-Carb-Gebäcke. So etwa, wenn Sie Brot ohne Mehl zubereiten möchten. Diese sogenannten Keimbrote bestechen durch ihr hohes Kontingent Nährstoffen und liefern spannende Geschmacksvarianten. Auch für Rohkost-Varianten wie dem Essener-Brot eignen sie sich. Probieren Sie es einmal aus!

Wo einpflanzen?

Grundsätzlich stehen Ihnen zwei Varianten zur Auswahl. Die gängigste Methode ist die Aufzucht in einem speziellen Glas, allerdings sind manche Samen nicht dafür geeignet. Die Alternative bietet hier ein Kressesieb. Je nachdem, welche Pflanzenart Sie auswählen, müssen Sie zwischen folgenden Kategorien unterscheiden:

  1. Sprossen selber ziehen im Kressesieb
    • Form: Ein Sieb aus Edelstahl, das in einer Schale aus Glas oder Keramik eingefasst ist
    • günstige Alternative: Flache Schalen aus Porzellan, Keramik oder Kunststoff
    • geeignet für schleimbildende Saaten
    • in rund oder eckig erhältlich
    • legt man mit Wasser getränkte Watte oder Küchenpapier aus
  2. Keimlinge im Sprossenglas wachsen lassen
    • Form: Eine Art auf dem Kopf stehendes Einmachglas mit einem Deckel samt integriertem Sieb, meist auf einem Metallgerüst, darunter eine Abtropfschale
    • günstige Alternative: Sie können sie selber aus alten, eher hohen statt breiten Gläsern und Tüll bzw. Gaze basteln
    • eignet sich für nicht-schleimbildende Saaten
    • in diversen Größen verfügbar

Eine Übersicht über die nicht-/schleimbildende Saaten erhalten Sie direkt im Anschluss. Werfen Sie gleich einen Blick darauf und wählen Sie die passende Art für Ihre Küche. Wir sind schon ganz gespannt, was Sie daraus zaubern.

Woraus Sprossen selber ziehen?

Haben Sie Lust, Sprossen selber zu ziehen, steht Ihnen eine Auswahl verschiedener Saaten zur Verfügung. Einerseits jene aus Kreuzblütengewächsen, wie Brokkoli, Grünkohl oder Rettich, andererseits aus (Pseudo-)Getreide wie Buchweizen oder Quinoa. Die einzigen Nahrungspflanzen, die sich nicht eignen, sind Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika oder Kartoffeln. Letztere enthalten aus Schutz vor Fressfeinden nämlich Alkaloid Solanin, ein Gift, das die Keime nicht essbar macht. Hier eine alphabetische Liste verzehrbarer Varianten.

Saat Licht/Dunkel-Keimer Sieb/Glas Einweichzeit
Alfalfa Licht Glas 8 h
Brokkoli dunkel Glas 8 h
Buchweizen (geschält) dunkel Glas 4 h
Bockshornklee Licht Glas 6–8 h
Chia dunkel Sieb 2 h
Erbse dunkel Sieb 12 h
Grünkohl dunkel Glas
Kichererbse dunkel Glas 12 h
Kohlrabi dunkel Glas 8 h
Kresse Licht Sieb 5–8 h
Linsen dunkel Glas 12 h
Mungobohnen dunkel Glas 12 h
Quinoa Licht Glas 4–6 h
Radieschen dunkel Glas 4–6 h
Rote Beete dunkel Glas 4–6 h
Rucola Licht Sieb 6–8 h
Senf Licht Sieb 4–8 h
Sesam dunkel Glas 4–6 h
Sonnenblume dunkel Sieb 12 h
Süßlupine dunkel Glas 12 h

 

Achten Sie beim Erwerb darauf, dass es sich möglichst um Saatgut mit Bio-Zertifizierung handelt. Dieses weist meist eine höhere Keimfähigkeit auf. Die verpackten Samen verwahren Sie bis zum Einsatz ebenfalls unbedingt außerhalb des direkten Sonnenlichts und bei nicht zu hohen Temperaturen. Die meisten Arten fühlen sich zwischen 18° C und 21° C besonders wohl.

Was sollten Sie beim Sprossen-Ziehen berücksichtigen?

Bevor wir Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Sprossen-selber-ziehen geben, hier ein paar Tipps, die Sie dabei im Hinterkopf behalten sollten:

  1. Gehen Sie die Sache entspannt an. Sprossen bedürfen zweimal am Tag für fünf Minuten Ihre Aufmerksamkeit. Starten Sie Ihr Projekt also idealerweise nicht, wenn Sie gerade gestresst sind oder wenig Zeit haben.
  2. Wählen Sie ein Sprossenglas mit geeigneten Öffnungen, denn je nach Saat müssen diese größer bzw. kleiner sein. Testen Sie hierfür am besten im trockenen Zustand, ob sie durch die Löcher rutschen.
  3. Untersuchen Sie auch Bio-Saatgut auf Beschädigungen. Diese können die gesunden Saaten während des Wachsens negativ beeinflussen.
  4. Füllen Sie nicht zu viele Samen in den Behälter. Die Keimlinge nehmen sehr schnell an Volumen zu und benötigen hierfür ausreichend Platz. Ist dieser nicht gegeben, bleibt entsprechend wenig Raum für Luft, was zu Schimmelbildung führen kann.
  5. Reinigen Sie Glas und Deckel nach jedem Zyklus mit heißem Wasser per Hand oder im Geschirrspüler.
  6. Man unterscheidet zwischen Licht- und Dunkelkeimern. Letztere müssen Sie über die ersten Tage hinweg abdecken. Beispiele dafür finden Sie in unserer Saaten-Übersicht.

Wie Sprossen selber ziehen?

Da sich die gängigsten Sorten im Glas ziehen lassen, erhalten Sie hier eine Anleitung dafür. Die Vorbereitung verläuft wie folgt:

  1. Weichen Sie Ihre gewählte Sorte ein. Die Zeiten finden Sie in unserer obigen Übersicht. Nutzen Sie dafür 1–2 EL der Samen. Sortieren Sie die Schlechten (mit modrigem Geruch, Verfärbungen oder schleimigem Überzug) aus und spülen Sie die Guten einmal gründlich ab, bevor Sie sie in das mit Wasser gefüllte Sprossenglas legen. Darin sollte sich etwa 3–5-mal mehr Volumen an Flüssigkeit befinden als Saatmenge.
  2. Leeren Sie nach Ablauf der Zeit das Wasser im Waschbecken aus und spülen Sie die Samen 1-2-mal durch. Das Wasser sollte idealerweise Raumtemperatur haben.
  3. Stellen Sie den Behälter jetzt schräg über der Abtropfschale ab, damit mögliche Reste ablaufen können. Achten Sie dabei darauf, dass etwas Platz für Luftzirkulation übrig bleibt.

Spülen Sie die Sprossen von nun an jeden Tag zweimal, vorzugsweise morgens und abends, mit Wasser. Bedenken Sie, dass die Keimlinge im Sommer etwas mehr Flüssigkeit benötigen als im Winter. Deshalb können Sie in der warmen Jahreszeit auch unbedenklich ein drittes Mal schwenken. Das hilft sowohl ein mögliches Austrocknen als auch die Bildung von Bakterien oder Schimmelpilzen durch Gärung vorzubeugen. Wiederholen Sie die Spülvorgänge bis zum Tag der Ernte. Die Keimzeit ist je nach Art unterschiedlich, dauert in der Regel aber etwa 1–2 Wochen.

Warum wachsen die Keimlinge nicht?

Beim Sprossen-selber-ziehen kann es hin und wieder vorkommen, dass Ihre Keimlinge nicht wachsen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Am häufigsten liegt es jedoch an

  • der Saatgutqualität: Die Keimfähig- sowie Haltbarkeit ist abhängig von den Lagerbedingungen des Herstellers und bei Ihnen zu Hause.
  • dem Format des Sprossenglases: Ist dieses zu klein oder aus billigem Material, kann dies ebenfalls Auswirkungen auf Ihre Keimlinge haben.
  • ausgetrockneten Samen: Verpassen Sie mehrere Spüldurchgänge oder drehen die Heizung unter der Fensterbank, auf der Ihre Sprossen stehen, zu sehr auf, ist nicht ausreichend Feuchtigkeit gegeben.
  • Schimmel: Die Ursachen hierfür sind ebenfalls divers. Oftmals liegt es allerdings an verunreinigten Gläsern oder zu hohen Temperaturen.
  • einem zu feuchten Milieu:  Entschließen Sie sich, ein Sprossenglas selbst zu bauen, besteht die Gefahr, dass das Wasser nicht ordentlich abfließen kann.
  • bereits bestehendem Bakterien- bzw. Pilzbefall: Ist das Gefäß von vornherein kontaminiert, erschwert es gleichfalls das Wachstum der Sprossen. Grund dafür sind beispielsweise eine unzureichende Reinigung nach Schimmel oder unsaubere Hände beim Berühren der trockenen/keimenden Saaten. Vermeiden Sie deshalb so viel unnötigen Kontakt wie möglich.
  • herumtreibenden Samenhüllen: Sind Teile der Saat bereits beschädigt oder verdorben und liegen inmitten der gesunden Samen, können diese den Keimprozess ebenfalls verhindern. Schöpfen Sie diese bei Sichtung deshalb direkt mit einem kleinen Löffel heraus und spülen Sie anschließend das Glas mit kühlem Wasser durch.
Detailaufnahme von Sprossen, die noch nicht in ein Glas oder Erde gesetzt wurden

Foto: © TIVASEE, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Was ist vor dem Verzehr zu beachten?

Sie haben erfolgreich Sprossen selber gezogen? Dann ist es an der Zeit, diese zu ernten und zu verzehren oder in Ihren Backwerken zu verarbeiten. Bevor Sie sich daran machen, empfehlen wir Ihnen, diese in einem 10-minütigen Wasserbad mit Zitronensaft oder Apfelessig (Verhältnis 20:1) zu desinfizieren. Während der Reinigung können Sie zudem leere Samenhülsen, die sich während des Keimprozesses gebildet haben, per Hand herausfischen. Sollten Sie diese übersehen, ist das jedoch kein Problem. Diese dürfen Sie ebenso unbedenklich verzehren.

Lassen Sie Ihre Keimlinge anschließend gut abtropfen, dies gelingt beispielsweise hervorragend mit einer Salatschleuder. Zur Aufbewahrung legen Sie einen luftdicht-verschließbaren Behälter mit Küchenpapier aus und bewahren die Sprossen anschließend im Kühlschrank auf. Sie müssen dafür vorher nichts davon abtrennen. Wurzel, Samenhülsen, Stängel oder bereits entstandene Blättchen können sowohl roh als auch blanchiert gegessen werden. Ausnahmen bilden die Sprossen von Bambus und Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen oder Adzukibohnen. Diese müssen Sie unbedingt erhitzen, da in ihnen Toxine und Pflanzengifte enthalten sind.

Beim Blanchieren gehen einige die Nähr- und Vitalstoffe der Keimlinge verloren. Allerdings raten wir besonders dazu, diese auch bei nicht giftigen Sprossen zu tun, wenn Sie Sprossen und Microgreens Personen mit eingeschränkter Immunabwehr servieren möchten. Zu diesen gehören unter anderem Kleinkinder, Schwangere, Stillende oder Personen höheren Alters. Denn durch die Feuchtigkeit im Glas können, wie oben beschrieben, Keime und Bakterien entstehen. Probieren Sie sich deshalb an verschiedenen Gerichten oder verbacken Sie Ihre Ernte in schmackhaften Teigen. Inspiration dafür finden Sie in unserem Blog!

Weiterführende Links
www.ndr.de/…/So-gesund-sind-Sprossen-und-Keimlinge,sprossen196.html
www.servus.com/…/sprossen-selber-ziehen-eine-schritt-fuer-schritt-anleitung
www.aok.de/…/lebensmittel/sprossen-im-glas-selber-ziehen-anleitung-und-tipps/
www.utopia.de/…/sprossen-ziehen-anleitung/