
Die Wunderwaffe in Ihrer KĂŒche: Kartoffelmehl
Die Kartoffel ist wohl des Deutschen liebste Knolle. Kein Wunder, sie kann immerhin fast alles! Ob pur, als PĂŒree, geschnitten zur Pommes oder gerieben als Puffer â sie bringt so viel Vielfalt in die KĂŒche. Und sogar beim Backen unterstĂŒtzt sie uns in Form des Kartoffelmehls. Ob dies das Gleiche wie KartoffelstĂ€rke ist, was es so besonders macht und welche Leckereien Sie damit zubereiten können? Lesen Sie hier weiter!
Inhaltsverzeichnis
Kartoffelmehl oder KartoffelstĂ€rke â das ist hier die Frage!
Bevor wir in die Tiefe der Welt dieser genialen Knolle abtauchen, wollen wir vorab kurz klarstellen: Falls Sie irgendwo ein Rezept mit KartoffelstĂ€rke statt Kartoffelmehl lesen, ist das kein Problem, denn hinter beiden Zutaten verbirgt sich das gleiche Produkt. Im engeren Sinne handelt es sich hierbei nĂ€mlich nicht um ein traditionelles Mehl. Dazu aber gleich mehr. Unterschiede gibt es allerdings tatsĂ€chlich zwischen Kartoffelmehl bzw. -stĂ€rke und SpeisestĂ€rke. Denn zweitere wird aus Mais hergestellt und bringt darum geringfĂŒgig andere Eigenschaften mit.
Die inneren Werte der Kartoffel
Wir wollen zu Beginn einmal kurz die sogenannten ErdĂ€pfel nĂ€her betrachten. Immerhin bauen die Menschen diese bereits seit ĂŒber 7.000 Jahren an. In Europa findet sich die Pflanze erst seit dem 16. Jahrhundert, wo sie aber lange Zeit nur zur Zierde eingesetzt wurde. Dass sie unter der Erde essbare Teile hatte, erkannte die breite Masse erst etwa im 18. Jahrhundert. Vergleichsweise schnell â nĂ€mlich Mitte des 19. Jahrhunderts â gewann man dann auch das StĂ€rkemehl aus der Knolle.
In ihrem natĂŒrlichen Zustand ist das runde Ding sehr reich an Wasser (ca. 75 %). Vitamine (z.B. C, B1 und B6) sowie Mineralstoffe (Eisen, Kalium und Calcium) bringt die gelbe Erdfrucht ebenfalls mit. Fett und Proteine sind hingegen nur wenig enthalten. Doch es ist vor allem die StĂ€rke, welche sie so attraktiv macht. Denn diese sĂ€ttigt. Wie aber kommen Sie daran?
Wie wird Kartoffelmehl hergestellt?
StĂ€rke ist eine Form des Zuckers und ist in den Zellen der Kartoffel enthalten. Diese mĂŒssen also aufgebrochen werden, damit sie austreten kann. Dazu werden die rohen Kartoffeln grĂŒndlich gereinigt und dann stark zerkleinert. Die Schalen sammelt man zwischenzeitlich heraus und verarbeitet die Knolle immer weiter zu einem Brei. Irgendwann treten die sogenannten StĂ€rkekörner aus den Zellen aus, zusammen mit dem Fruchtwasser.
Die StĂ€rke lĂ€sst sich dann auswaschen, verdampfen und trocknen. Ăbrig bleibt ein feines Pulver. Der Rest der Kartoffel wird als PĂŒlpe bezeichnet und als Futtermittel fĂŒr KĂŒhe verwendet. So wird nichts verschwendet.
Welche Eigenschaften hat Kartoffelmehl?
StĂ€rke ist nicht gleich StĂ€rke. In der Kartoffel setzt sie sich aus zwei unterschiedlichen Bestandteilen zusammen: Amylose und Amylopektin. Beide haben unterschiedliche Wirkweisen. Amylose löst sich beispielsweise in heiĂem Wasser auf und bildet ein Gel. Dieses kristallisiert sich beim Erkalten aber wieder aus. Amylopektin hingegen ist in Wasser unlöslich, aber dafĂŒr quillt es auf und verkleistert.
Aus diesen beiden Eigenschaften ergibt sich die GenialitĂ€t des Kartoffelmehls. Es wirkt demzufolge bindend, stabilisierend und verdickend. Das weiĂe Pulver ist absolut geschmacksneutral und bei Verwendung farblos bzw. ergibt ein klares Ergebnis. Zudem ist diese StĂ€rke glutenfrei.
Kartoffelmehl im Einsatz: So verwenden Sie die StÀrke
KartoffelstĂ€rke ist ein spannendes Produkt, nicht nur in der KĂŒche. Sie wird auch beispielsweise als Klebstoff verwendet (z.B. bei Wellpappe) oder zu BioplastiktĂŒten verarbeitet. Sogar Bio-Kraftstoff stellt man inzwischen mit ihr her. Doch unsere bevorzugte Anwendung ist natĂŒrlich die beim Kochen und Backen.
Da es sich bei der StĂ€rke um ein natĂŒrliches Verdickungsmittel handelt, ist sie wunderbar geeignet, um Saucen, Suppen, Eintöpfe oder AuflĂ€ufe anzudicken. Auch ObstgrĂŒtze lĂ€sst sich hervorragend mit ihr herstellen. Und da das Kartoffelmehl sehr viel FlĂŒssigkeit aufnimmt, ist es generell super bei der Arbeit mit saftigem Obst. RĂŒhrteige werden ĂŒbrigens mit etwas KartoffelstĂ€rke gleich viel luftiger und lockerer.
Diese besondere Textur bringt das Kartoffelmehl auch in glutenfreie GebÀcke ein. Da die StÀrke besonders viel Feuchtigkeit bindet, verleiht sie Speisen, die auf das Klebeeiweià verzichten, eine sehr leichte, saftige Konsistenz und ist dadurch eine Art Geheimtipp. Wer noch mehr zum Thema glutenfreies Backen erfahren will, kann in unserem Beitrag dazu weiterlesen.
KartoffelstÀrke anwenden
Damit das Kartoffelmehl seine Magie verbreiten kann, muss es mit Wasser und WĂ€rme kombiniert werden. Das Schöne daran ist aber, dass es schon bei deutlich geringerer Temperatur abbindet als andere Verdickungsmittel. Das jeweilige Gericht muss nur kurz erwĂ€rmt werden. Die StĂ€rke wird dann mit ein wenig Wasser separat angerĂŒhrt und in die Speise geben, die danach nur noch einen kurzen Moment köcheln muss.
Je nachdem, wie das Endergebnis aussehen soll, lĂ€sst sich mit der richtigen Menge KartoffelstĂ€rke sogar eine Pudding-Konsistenz erzeugen. Hier einmal ein Beispiel fĂŒr 500 ml FlĂŒssigkeit:
- 10-15 g StĂ€rke fĂŒr Saucen
- 20-25 g StĂ€rke fĂŒr Cremes
- 40-45 g StĂ€rke fĂŒr Pudding
Ăbrigens, falls mal keine KartoffelstĂ€rke im Haus ist, können Sie einen ganz Ă€hnlichen Effekt auch mit folgenden Bindemitteln hervorrufen:
- MaisstÀrke
- Johannisbrotkernmehl
- Agar-Agar
- Guarkernmehl
- Flohsamenschalen
- Reismehl
Noch mehr Infos zu den verschiedensten Mehlsorten und ihren Eigenschaften finden Sie in unserem Beitrag zu dem Thema.
KartoffelstÀrke lagern
Viele machen sich gar nicht so sehr Gedanken darĂŒber, aber Mehle sind definitiv achtsam zu lagern. Gerade Vollkornprodukte sollten Sie gut im Auge behalten, da diese schnell durch den höheren Fettgehalt ranzig werden können. Bei Kartoffelmehl fehlt dieser allerdings. Es handelt sich, wie gesagt, fast ausschlieĂlich um die pure StĂ€rke. Somit ist sie unter UmstĂ€nden mehrere Jahre haltbar.
Allerdings sollte sie dennoch sorgsam aufbewahrt werden. Ideal ist ein luftdicht verschlieĂbares GefĂ€Ă, das trocken und dunkel stehen kann bei nicht mehr als 20 °C. Der Grund dafĂŒr ist, dass zum einen Mehle und StĂ€rken gern von unerwĂŒnschten GĂ€sten wie beispielsweise Lebensmittelmotten oder BrotkĂ€fern befallen werden. Zum anderen verliert sich der NĂ€hrstoffgehalt mit der Zeit bei direktem Lichteinfall. Ein weiterer Punkt ist, dass StĂ€rke gern GerĂŒche und Aromen der Umwelt annimmt. Sie sollte also immer von entsprechend intensiven Lebensmitteln getrennt werden.
Köstlicher Biskuit aus KartoffelstÀrke
Luftige, saftige Konsistenz? Das klingt doch wie gemacht fĂŒr einen Biskuitteig! Zum Abschluss wollen wir darum noch ein kleines, einfaches Rezept teilen, mit dem sich eine köstlich-frische Biskuit-Kreation mit Himbeer-Cheesecake-Creme zaubern lĂ€sst.
Zutaten Teig
- 4 Eier
- 200 g KartoffelstÀrke
- 1 Pr. Salz
- 2 EL Wasser
- 125 g Zucker
Zutaten Creme
- 150 g FrischkÀse
- 230 g Sahne
- 1 œ Pck. Sahnesteif
- 50 g Puderzucker
- œ TL Vanilleextrakt
- 80 g Himbeermarmelade
- 100 g Himbeeren
Zubereitung
- Heizen Sie zunÀchst den Backofen auf 190 °C vor und legen ein Backblech mit Backpapier aus.
- Schlagen Sie in einer SchĂŒssel die Eier und das Wasser schaumig und geben nach und nach den Zucker und das Salz hinzu.
- RĂŒhren Sie das Ganze ca. 3 min lang und heben danach die StĂ€rke vorsichtig unter.
- Geben Sie den Biskuitteig auf das Blech und backen ihn ca. 15 min lang.
- Schlagen Sie derweil die Sahne steif.
- VerrĂŒhren Sie danach den FrischkĂ€se mit dem Puderzucker und dem Vanilleextrakt zu einer Creme und heben anschlieĂend die Schlagsahne unter.
- Ist der Biskuit fertig gebacken und ausgekĂŒhlt, bestreichen Sie ihn zunĂ€chst dĂŒnn mit der Himbeermarmelade, danach mit der Creme. Verteilen Sie zum Schluss die Himbeeren locker darĂŒber.
Wenn Sie mögen, können Sie den Biskuit in Mini-Tarteförmchen backen und so kleine KĂŒchlein produzieren. Alternativ können Sie auch eine andere Beere nutzen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, da die KartoffelstĂ€rke so wunderbar neutral ist. Probieren Sie sich aus!
WeiterfĂŒhrende Links
www.wikipedia.org/wiki/Kartoffelstaerke
www.ebensmittel-warenkunde.de/…/kartoffel-staerke.html
www.utopia.de/…/kartoffelstaerke-verwendung-eigenschaften-ersatz-und-mehr/
www.experto.de/…/kartoffelstaerke-vielseitig-verwenden.html
www.gutekueche.at/biskuitteig-aus-kartoffelstaerke-rezept-3061
Ein Kommentar zu “Die Wunderwaffe in Ihrer KĂŒche: Kartoffelmehl”
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Soll die Sahnesteif (logischerweise) mit der Sahne geschlagen werden?